Warum klassische Anforderungsprofile bei Führungskräften heute zu kurz greifen
„5–7 Jahre Erfahrung, Branchenkenntnis X, Tool Y, Sprache Z“ – klingt solide, ist aber oft zu statisch für dynamische Märkte. In der digitalen Transformation ändern sich Wertschöpfung, Kundenerwartungen und Technologien im Quartalstakt. Was heute zählt, ist weniger die Liste an Vergangenheitsbelegen als die Fähigkeit, Zukunft wirksam zu gestalten.
Worauf es wirklich ankommt:
- Lernagilität: Wie schnell erschließt jemand neue Themen – und macht sie produktiv? Ein starkes Signal: kürzliche, selbstinitiierte Lernsprünge (z. B. neue Geschäftsmodelle, Datenkompetenz, KI-Use-Cases) mit messbarem Outcome.
- Change-Fitness: Führungskräfte müssen Veränderung nicht nur „managen“, sondern tragen – Ambiguität aushalten, Stakeholder gewinnen, Widerstände bearbeiten. Beobachtbar in konkreten Interventionen: Kommunikation in Sprints, schnelle Experimente, Kurskorrekturen ohne Gesichtsverlust.
- Datenbasierte Entscheidungen: Nicht Bauchgefühl vs. Daten, sondern beides – Hypothese, Metrik, Experiment, Entscheidung. Wer KPIs definiert, Ursachen von Symptomen trennt und Handlungsleitfäden aus Daten ableitet, skaliert Wirkung.
So prüfen Sie das im Auswahlprozess:
- Mini-Case statt Monolog: 45 Minuten, reales Business-Problem, begrenzte Daten. Beobachten Sie Denkweg, Priorisierung, Experiment-Design, Stakeholder-Plan.
- „Letzte 24 Monate“-Frage: Was haben Sie neu gelernt, warum, mit welchem Effekt? Folgenachfragen zu Annahmen, Fehlversuchen, Anpassungen.
- KPI-Dialog: Welche 3 Kennzahlen steuern Sie zuerst – und was tun Sie, wenn sie auseinanderlaufen? Hier trennt sich Dashboard-Kosmetik von echter Steuerung.
Beispiel aus dem Mittelstand: Ein Geschäftsbereich steckt in der Margenfalle. Klassisch: „Wir brauchen jemanden mit 10 Jahren Branche.“
Wirksam: Führungskraft mit hoher Lernagilität definiert drei Hypothesen (Preisarchitektur, Mix, Durchlaufzeit), testet in zwei Kundenclustern, reduziert WIP um 18 %, erhöht Rohertrag um 1,4 pp – und baut parallel das Team für kontinuierliche Verbesserungen auf. Keine Branchenromantik, sondern Wirkung.
Klassische Anforderungsprofile beschreiben, was war. Erfolgreiche Besetzungen identifizieren heute, was möglich wird – durch Lernagilität, Change-Fitness und datenbasierte Entscheidungen. Wenn Sie Führung in Transformation suchen, stellen Sie weniger die Frage „Wo waren Sie?“, sondern „Wie lernen, verändern und entscheiden Sie – unter Unsicherheit?“
Wie handhaben Sie das aktuell in Ihren Auswahlprozessen: Noch „Erfahrungslisten“ – oder schon „Evidenz der Wirksamkeit“?
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